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Programmieren für Kindergartenkinder und Grundschulkinder der Klassen 1 und 2 - wozu soll das gut sein? Hier führen wir Tagebuch zu einem Einsatz von ScratchJr in einer zweiten Grundschulklasse. Wenn wir damit interessierte Schulen und Lehrer für dieses Thema begeistern können, sind unsere Erfahrungen vielleicht bei einer Wiederholung des Projekts in einem neuen Kontext nützlich. Die Tagebuch-Einträge enthalten Download-Links für alle verwendeten Materialien. Vorlagen und Arbeitsblätter sind auch unter der Rubrik Downloads verfügbar.

Adventsfeier

Im ersten Tagebucheintrag erläutere ich die Hintergründe des Projekts C4C, in dem wir ScratchJr in einer 2. Grundschulklasse einsetzen, um mit den Kindern an verschiedenen Lernzielen zu arbeiten.

In diesem Beitrag beschreibe ich unsere Erlebnisse bei einer Adventsfeier, bei der wir erste Ergebnisse vor den Eltern der Klasse präsentierten.

Plan

Bei der auf 2 Stunden angesetzten Adventsfeier am vorgerückten Nachmittag werden Eltern und Kinder anwesend sein, teilweise sogar Großeltern und Geschwister. Wir wollen die Feier durch eine kleine Demonstration der bisherigen Ergebnisse auflockern. Auf dem Lehrernotebook haben wir vier Worträtsel vorbereitet. Diese wollen wir in der Mitte der Feier zeigen. Danach sollen die Kinder ihre Ergebnisse ihren Eltern individuell am Tablet zeigen dürfen.

Einleitung

Ich bin von Beginn der Adventsfeier an dabei. Als es dann losgehen soll, starte ich ScratchJr auf dem Lehrernotebook und schalte den Beamer ein. Der Lehrer und ich sagen einige einleitende Worte. Dass wir nun erste Ergebnisse nach etwa 5 Wochen gemeinsamer Arbeit präsentieren werden. Dass es hier nicht darum geht, Programmierer auszubilden, sondern darum, Fähigkeiten wie Problemlösung und Planung zu entwickeln. Dass die Aufgabe darin bestand, Buchstaben eines Wortes so zu platzieren, dass es schwer ist, das Wort zu raten, und dass die Buchstaben dann an ihren richtigen Platz “tanzen” sollen.

Ratespiel

Wir zeigen im Vollbildmodus zuerst immer das Rätsel mit verstreuten Buchstaben. Die Eltern dürfen raten. Der oder die schnellste wird jeweils mit Applaus bedacht. Dann kommt die Auflösung, bei der Buchstaben tanzend zu einem Wort zusammen finden. Zum Schluss zeigen wir noch kurz,wie so ein Programm aussehen kann.

Während der Einleitung und während des nur wenige Minuten dauernden Spiels ist es im Klassenraum ziemlich laut. Das ist erwartbar. Interessant ist, dass es in wenigen Minuten mucksmäuschenstill wird.

Kinder zeigen ihren Eltern, was sie geschafft haben

Diejenigen Kinder, die das wollen, dürfen ihr Tablet nehmen und ihren Eltern und Geschwistern die darauf entwickelten Programme vorführen. Währenddessen ist es leiser als an manchen Schulvormittagen :-) Ich bin zu weit weg von den einzelnen Familien, um Worte aus Gesprächen aufzuschnappen, aber den meisten Kindern ist der Stolz über das Erreichte deutlich anzusehen.

Einige Kinder nutzen im weiteren Verlauf des Abends die Gelegenheit, gleich noch ein neues Programm im Beisein ihrer Eltern zu schreiben. Andere Kinder sind in ausgelassener Feierlaune und “verschönern” im Zeicheneditor die ScratchJr-Katze bis zur Unkenntlichkeit.

Rückmeldungen

Ich erhalte verschiedene Rückmeldungen von Eltern. Einige will ich hier stellvertretend nennen:

  • Negative Rückmeldungen höre ich von keinem Elternteil.
  • Ein Vater sagt, dass es wichtig sei, Kinder an Computer heran zu führen, da diese ja allgegenwärtig seien. Er selbst hätte deshalb mit seinem Kind ein Programm benutzt, das Rechenaufgaben stellt, die gelöst werden müssen. Und er hätte beobachtet, dass das Programm viel motivierender sei als auf dem Papier gestellte Aufgaben. Ich bestätige diese Erfahrung. Allerdings, so betone ich, sind ein Rechenprogramm und ScratchJr sehr unterschiedlich. Das Rechenprogramm erlaubt keine Kreativität. Bei ScratchJr beginnen die Kinder mit einem weißen Blatt Papier, das sie selbst gestalten sollen.
  • Ein Elternteil fragt: Wo kann ich die Software bekommen? Was kostet sie? Läuft sie auch auf ipads?
  • Ein Elternteil sagt: “Toll, dass Sie das machen. Ich könnte das meinem Kind leider gar nicht beibringen, weil ich davon zu wenig weiß.”
  • Viele Eltern wollen wissen, wie sich ihr Kind denn so bei der Arbeit mit ScratchJr mache.

Fazit

Die Idee, Zwischenergebnisse den Eltern zu zeigen. war goldrichtig und die Mühe wert. Für die Kinder war es motivierend. Und auch für den Lehrer und mich. Vielleicht haben wir sogar einige ältere Geschwister mit dem Scratch-Virus angesteckt. Hoffen wir’s.

Interessant war für mich wieder einmal, dass einigen Eltern der Unterschied zwischen der Nutzung vorgefertigter Lernprogramme und der kreativen Erstellung eigener Programme gar nicht bewusst ist. Da ist sicher noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.

Wie geht’s weiter?

Der nächste Tagebucheintrag beschreibt den Ablauf der siebten ScratchJr-Stunde.

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